Diese Zeichen sind nun keine Abbilder mehr, sondern zu deutungsoffenen Sinnbildern geworden, deren Sinn nicht schon durch Konventionen festgelegt ist. In der assoziativen Zwiesprache mit ihrer Gestalt und Wirkung kann sie nun der Betrachter mit seinem eigenen Erfahrungshorizont verknüpfen und selbst mit Sinn belegen. Damit ist er aktiv in den schöpferischen Prozess einbezogen: Erst in seiner Phantasie vollendet sich das Werk. „Ich möchte einen Zustand erreichen, in dem die Dinge sich unmittelbar zeigen, ohne dass sich beim Sehen gleich tradierte Formen und bekannte Begriffe darüber setzen und den Prozess der subjektiv aktiven Wahrnehmung beenden.“ sagt Schlamp dazu.

Es ist befreiend festzustellen, wie vielfältig der Gebrauch unseres assoziativen Repertoires sein kann, wenn man nur die Schubladen öffnet, die Tradition und gesellschaftliche Konvention eingerichtet haben. So wird bei Schlamp eine Wellenbewegung eines auf dem Kopf stehenden Ypsilons zu einer tanzenden Wurst, eine rundliche Wasserfläche auf einer waagrechten Bohnenform zum Quietschentchen aus der Zeit, als er mit seinen Kindern in der Badewanne planschte.

In der Rückschau zeigt sich, welche Distanz der Wirkungsforscher Schlamp in seinen zahllosen ebenso systematischen wie hartnäckigen Laborversuchen zurückgelegt hat. Nichts erinnert mehr an die Ausgangslage und auch er hätte wohl kaum gedacht, dass sein nüchtern reflektierter methodischer Wechsel von Motiv und Befragung ihn zu neuen magischen wie poetischen Ausdruckswelten der Bildsprache führen würde.

Kraft Geer: Motiv und Befragung. Athen 2007


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