… Wohl ziehen die Plastiken eine andere Art von Aufmerksamkeit auf sich als die flächigen Bilder, weil sie – räumlich und greifbar – unserer eigenen Körperlichkeit näher sind. Ihre Grundhaltung ist das aufrechte Stehen und als „Gegen-stand“ auf den Menschen bezogen, der ihnen gegenübersteht: Die Schwerkraft und die räumlichen Dimensionen, die ihr Erscheinen bedingen, sind die gleichen, in denen auch wir uns vorfinden, leben, bewegen und handeln. Das schafft die Voraussetzung dafür, mit ihnen in Beziehung zu kommen. Wenn wir sie ansprechen, werden sie zu Wesen mit lebendigen Eigenschaften, die auch miteinander agieren und aufeinander reagieren.

Schon die Beziehung von zwei benachbarten plastischen Bestandteilen zueinander schaffen hier ein Drittes, denn auch der scheinbar leere Abstand voneinander hat eine Form, ist ein „Gestalt gewordenes Zwischen“. Das sind einfache schlichte Wahrheiten, aber auch grundlegende. Jürgen Ferdinand Schlamp schafft hier – im augenscheinlichen Zeigen von Form, Distanz und Beziehung – gewissermaßen „soziale Metaphern“, die auch Grunderfahrungen unserer Existenz ins Bild heben.

… Da kein Bildtitel den Betrachter festnagelt und kein Element oder Zeichen mit bestimmten Bedeutungen vorbelastet ist, kann im Schauen das Auge frei und offen über die Formen und Farben wandern, vergleichend Ähnlichkeiten und Unterschiede sehen, die melodische Rhythmik der Bewegungen und die Eleganz der Kurven in sich aufnehmen und spüren, dass sich im Spiel von Schwung und Gegenschwung ein energetisches Feld der Resonanzen entfaltet hat.

… Streunend schweift der Blick umher, hie und da verharrend, nimmt er Eindrücke in sich auf und schlendert weiter, ohne vorgegebenes Ziel, und ist dabei längst bei sich selbst angekommen, bei der eigenen Wirklichkeit, den eigenen Empfindungen, Erfahrungen und Erwartungen die er an und in den Schautafeln gleichnishaft gespiegelt sieht.

Der Künstler hat deshalb seinen Werken keine Titel unterlegt und ihre Elemente unbestimmt gehalten, weil im Dialog mit ihnen nicht wichtig ist was „sie“ bedeuten, sondern was sie „mir“ bedeuten! Und das kann ich nicht direkt benennen, sondern muss es umschreiben, in eigene analoge Bilder übersetzen. Dabei wandeln sich die deutungsoffenen Zeichen zu subjektiven Metaphern und das ist ein aktiver, schöpferischer und poetischer Vorgang!

In Schlamps Arbeiten kann frei assoziiert werden. Sie laden ein zum Spiel mit dem Repertoire des eigenen Bewußtseins:

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