Ausgangspunkt waren zwei scheinbar banale Bilder: Wasser, wie man es am Strand des Meeres erlebt und ein Stillleben mit Phloxblumen, beides Ausschnitte der Wirklichkeit, für deren einzelne Bestandteile der Mensch kaum Begriffe entwickelt hat. Schlamp hat diese beiden Motive in langen Serien immer wieder gezeichnet und farbig aquarelliert, bis die Unterscheidung zwischen Positiv- und Negativformen verschwand und auch keinerlei Ähnlichkeit mit den ursprünglichen Gegenständen zurück blieb. Das Ergebnis sind die Zeichen, denen der Betrachter ausgesetzt ist, dessen Auge zunächst die Formen und Farben erfasst und dann eine Verbindung zwischen den einzelnen Figuren schafft, schließlich aber seiner Fantasie freien und individuellen Lauf lässt.

Hier haben wir die von Ludwig Wittgenstein geforderte hermeneutische Haltung. Das heißt, bei intensiver Wahrnehmung öffnen sich alle Einzelelemente und ihre Anordnung der Fantasie des Betrachters.

„Mich interessiert daran besonders,“ sagt Schlamp, „der handelnde Aspekt, also – wie ich es verstanden habe – die These Wittgensteins, dass alle von uns benutzten Zeichen innerhalb des Aktivitätszusammenhangs von Menschen entstanden sind und sich auch so verändern. Das verweist auf Sprache als System mit begrenzten Feldern. Diese Einsicht fordert meiner Überzeugung nach geradezu auf, sich voller Vertrauen der Intimität des eigenen, subjektiven Repertoires zu nähern und den Mut zum Überschreiten von Grenzen zu entwickeln.“

Hubert Eichheim: Strukturen der Wahrnehmung. Germering 2003


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