… Schwache Farben neben intensiven Farben, kalte Farben, die uns kaum berühren, betonen die warmen, die uns sicher und heimisch werden lassen, bunte, klare Farben neben getrübten oder grauen Farben wie ein Gegensatz zwischen hellem Licht und verschatteten Augenblicken, alles deutet auf Unterschiedlichkeiten unseres Lebensgefühls hin. Ähnliche Diffenzierungen veranlassen auch die einmal massiven, ein anderes Mal schmalen, weniger gewichtigen Formen. Sie alle werden durch einen weißen Hintergrund auf Distanz zueinander gehalten, als ob sie schweben würden wie präzise Bemerkungen in einem nicht näher bestimmbaren Umfeld. Sie bilden ein Gegenüber zu den nur erahnbaren, weil lediglich in der Wahrnehmung des Betrachters entstehenden Form- Elementen der weißen Zwischenräume.

Letztlich werden Empfindsamkeiten vorgestellt, Anmutungen und Gefühlslagen aus dem Repertoire von Reaktionen auf die unterschiedlichsten Erlebnisse, die uns jeden Tag begegnen und in der Summe zu unserer Welt werden. So werden die Bilder, zu denen ich vorhin noch die erste These aufstellte, sie würden nichts darstellen, doch noch mit Inhalt gefüllt: Wir selbst sind ihr Inhalt, unsere Erfahrungen, unsere Reaktionen und die von uns daraus entwickelten Ordnungen und Deutungen.

Im weitesten Sinn sehen wir uns selbst, sehen wir Selbstbildnisse vor uns.

F. Lindemayr, 2013

 


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